Ich freue mich mindestens genauso über Erfolge wie der Patient

Interview mit Julia Beisl (geb. Bauer)

Julia, Du hast eine Ausbildung zur Logopädin am BBZ Ingolstadt absolviert. Was hat Dich nach dem Abitur dazu bewogen, diesen Beruf zu wählen?

Für mich stand immer schon fest, mit Menschen arbeiten zu wollen. Wichtig war auch, die Personen individuell, ganz nach ihrem Bedarf, ihren Fähigkeiten und ihrem Leistungsstand fördern zu können. Da blieben eigentlich nur die therapeutischen Berufe. Sprache ist für mich etwas so Bedeutsames für die Teilhabe am Leben, sodass die Entscheidung für die Logopädie schnell gefallen ist.

Nach Deiner Ausbildung warst Du in einer kleinen Praxis in Passau sowie einem großen Therapiezentrum in Nürnberg tätig. Wie unterscheidet sich aus Deiner Sicht das Umfeld von kleiner und großer Praxis?

Klar, den persönlichen Kontakt zur Chefin und die individuelle Förderung der Mitarbeiter empfand ich in der kleineren Praxis stärker. Allerdings macht das freundliche, wertschätzende Miteinander für mich den Unterschied für ein angenehmes Arbeiten aus und das ist erst einmal unabhängig von der Praxisgröße.

Julia Bauer macht Hausbesuche

2019 hast Du die Praxis DiaLog gegründet. Was hat Dich letztlich dazu bewogen, Dich als Therapeutin selbstständig zu machen? Bereust Du diesen Schritt?

Ich hatte eigene Ideen, die ich umsetzen wollte. Der Patient, seine Förderung und sein Wohlbefinden stehen hier im Vordergrund – wir schaffen die besten Rahmenbedingungen dafür. Das beinhaltet zum Beispiel auch die flexiblere Terminplanung, das Anschaffen von patientengerechtem Therapiematerial, aber auch die ausgesuchte Einrichtung und Dekoration. Ich merke, dass sich Patienten hier wohlfühlen und gerne kommen. Unsere Patienten fühlen sich gut aufgehoben und können sich so auf das Wesentliche, den therapeutischen Fortschritt, konzentrieren.

Auch wenn es oft sehr anstrengend war, bereue ich diesen Schritt keine Sekunde. Die Praxis erinnert mich jeden Tag daran, dass ich meine Ziele erreichen kann und es möglich ist, meine Träume zu leben. Dass die Mitarbeiter gerne hier arbeiten und die Patienten die Praxis weiterempfehlen, ist die schönste Bestätigung für unsere Arbeit.

DiaLog ist mittlerweile über zwei Jahre alt. Was ist das Besondere an DiaLog und was treibt Dich an?

Ich fühle mich persönlich für eine gute Versorgung der Patienten und meine Mitarbeiter verantwortlich. Denn nur, wenn das Miteinander aller Beteiligten stimmig ist, gehe auch ich gerne jeden Tag in die Arbeit.

Ich lerne jeden Tag Neues. Jeder Patient bringt seine eigene Persönlichkeit mit und jeder Mitarbeiter seine eigenen Bedürfnisse. Nicht nur Patient und Angestellte lernen von mir, ich profitiere auch von ihren Erfahrungen. Das motiviert mich.

Du hast zusätzlich eine einjährige Ausbildung zur Stimm- und Sprechtrainerin absolviert. Was fasziniert dich daran? Die Stimme und die Mimik an sich faszinieren mich. Die Entwicklung der Stimme ist ein ganz persönliches Arbeiten, das eine gute persönliche und vertrauensvolle Basis zwischen Patient und Therapeut voraussetzt. Ich habe Freude daran, einen guten Kontakt zum Patienten herzustellen, individuell passende Konzepte zu erarbeiten und mich mit Ihnen über die Erfolge zu freuen. Oft beobachte ich, wie ich mich mindestens genauso über einen Erfolg freue wie der Patient selbst.